Potsdam, Deutschland (Jüdische Welt). In diesem Jahr feiern jüdische Bewohner der US-amerikanischen Weltstadt New York ihre 360-jährige Geschichte. So lange schon leben Juden in der Metropole, deren Geschichte Anfang des 17. Jahrhunderts nach unserer Zeitrechnung begann im Süden der Insel Manhattan an der Mündung des Hudson River, wobei New York einst New Amsterdam hieß und am 2. Februar 1653 die Stadtrechte erhielt.
Ein Jahr später im September 1654 erreichten 23 sefardische Juden die neue Stadt, die zur Hauptstadt der Kolonie New Nederland wurde. Dies war die erste jüdische Siedlung in Nordamerika. Die erste Synagoge in Nordamerika wurde 1695 erbaut. Zu diesem Zeitpunkt lebten rund 300 Juden in der Hafenstadt am Hudson. Die Gemeinde wuchs und die europäischen Juden, vor allem aus dem deutschen Sprachraum, emigrierten nach Amerika. In den 1820er Jahren waren bereits die meisten Juden in New York Aschkenasim. Die Mehrheit stammte also aus Mittel- und Osteuropa, die eigene Synagogen bauten.
Für über zwei Millionen Juden wurde New York eine neue Heimat, denn in der Zeit zwischen 1870 und 1920 fanden viele Pogrome im Osten Europas statt. Ab 1880 landeten jährlich 200 000 Juden im New Yorker Hafen an. Zwischen 1900 und 1914 wanderten 1,5 Millionen osteuropäische Juden in die USA ein. Etwa 64 Prozent aller jüdisch-osteuropäischer Einwanderer waren gelernte Arbeiter. 60 Prozent von ihnen waren entweder in der Bekleidungsindustrie oder als Kaufleute tätig. Von den rund zwei Millionen jüdischen Migranten aus Osteuropa sind 1,4 Millionen in New York geblieben. Die meisten ließen sich in Lower East Side in Manhattan nieder. Keine Frage: die jüdsche Welt entwickelte sich in der Neuen Welt, vor allem in New York. Um 1890 gab es bereits 43 koschere Bäckereien, 58 Buchläden und 112 Süßigkeitengeschäfte, die von den osteuropäischen Juden in Lower East Side (LES) geführt wurden. Kein Wunder, dass um 1900 New York zum Zentrum des amerikanischen Judentums erklärt wurde, wobei das jüdische Leben offensichtlich in Les stattfand.
Das Jüdische im Amerikanischen gedieh. Gegen 1917 gab es in New York bereits 800 Synagogen. Dennoch veränderten sich die Wohnweisen der Einwanderer, denn 1925 lebten nur noch 15 Prozent der Juden in der Lower East Side, dem heutigen East Village.
Statistisch gesehen waren 29 Prozent der Bewohner der Großstadt jüdisch. In Manhattan dagegen waren 40 Prozent der Bewohner jüdisch. Die heutige Statistik zeigt, dass es nur noch 16 Prozent sind. Im Großraum New York leben dagegen immer noch 1,13 Millionen Juden. Kurzum: Jeder vierter New Yorker hat jüdische Wurzeln.
Die meisten Juden waren bereits Anfang des 20. Jahrhunderts in der privaten Wirtschaft tätig oder Selbständig. So zeigt es eine Statistik aus dem Jahre 1930. In den Büros der Stadt waren viele Juden und Jüdinnen als Angestellte tätig.
Die neuen Wohnorte waren Bronx und Brooklyn. Sie dienten den meisten Juden bis in die 1960er Jahre als Quartier. Um 1960 zogen viele Juden aus Bronx und Brooklyn nach Kalifornien, Florida oder in die Vorstädte New Yorks.
Vor, während und nach dem II. Weltkrieg wanderten viele Juden aus Europa nach Amerika ein. Unter den Einwanderern waren vor allem viele Gebildete, Wissenschaftler, Schriftsteller und Ärzte. 1939 lebten insgesamt 5 Millionen Juden in den USA und somit ein Drittel der jüdischen Weltbevölkerung. Im Jahre 1950 lebten bereits 2 Millionen Juden allein in New York.
In den 1990er Jahren wanderten viele russische Juden in die USA aus. Viele davon zog es nach New York. Schätzungen zufolge sind in den letzten 30 Jahren über eine halbe Million Juden aus der Ukraine und Russland nach New York eingewandert. New York mit rund 8 Millionen Menschen ist die bevölkerungsreichste Stadt der USA. In der Metropolregion New York leben rund 19 Millionen Menschen. Die Stadt ist zwar einer der vollsten und teuersten auf Erden, doch sie scheint immer noch sehr attraktiv für Juden aus aller Welt zu sein.