Es war einmal in Masada im August 1972

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Auf einem Gipfelplateau am Rand der Judäischen Wüste, hoch über dem Toten Meer, ließ sich Herodes eine Palastfestung erbauen. Fertiggestellt wurde dieses königliche Refugium etwa 15 Jahre vor unserer Zeitrechnung. Quelle:Pixabay, Foto: Regina Shanklin

Massada, Israel (Jüdische Welt). August 1972. Bald würde es dunkel werden. Es fuhr kein Bus mehr. Und wir drei wollten doch unbedingt den Sonnenaufgang in Masada (hebräisch: „Mezadá“, מצדה, „Festung“) erleben. Von Arad waren es noch gut 25 km quer durch die bergige Wüste. Eine Straße gab es, ja, aber…?

Wir besorgen uns noch ein paar Flaschen Wasser und einige Zitronen und dann marschieren wir los in die Nacht. Die Straße führt weg aus dem Ort in die Wüste und bald ist es so dunkel, dass die schmale Straße gar nicht mehr oder nur noch mit Mühe zu erkennen ist, so dass man aufpassen muss, nicht zu stolpern oder gar irgendwo im Graben zu landen. Es dauert noch gut eine Stunde bis der Mond aufgeht und mit seinem silbrig fahlen Licht den Weg wenigstens etwas erhellt. Über uns ein Sternenhimmel, so klar, wie er bei uns nur noch im Hochgebirge strahlt. Die Stille ist fast erdrückend. Sobald wir drei stehen bleiben und wir den Atem anhalten, ist das eigene Herzklopfen das lauteste Geräusch.

Plötzlich zerreißt das Donnern eines israelischen Patrouillenjets für Sekunden die Stille. Immer weiter führt die Straße, bergauf und bergab. Masada liegt auf einem flachen Plateau, doch alle Plateaus, die wir in der Ferne schwarz und schemenhaft erkennen können, liegen weit ab von unserem Weg und wir lenken unsere Hoffnung immer wieder auf den nächsten höheren Berg, der zu erkennen ist. Auf einem Bergrücken, nicht allzu weit entfernt, sind die Konturen einiger Kamele auszumachen, in der Ferne bellt ein Hund und noch weiter weg leuchtet ein schwaches Licht. Dann wieder Stille und einsame Nacht.

Von der Seilbahnstation führt dieser Steg zur Festung Masada hoch über dem Toten Meer. Quelle: Pixabay, Foto: Yury Stupakou

Auf einmal, an einer Straßenbiegung, direkt am Hang über uns ein lautes Geräusch! Wir erstarren, das Herz klopft. Was war das? Es klingt fast wie eine Ge­röll­la­wi­ne. Da sehen wir, wie ein großer Schwarm schwarzer Krähen aufsteigt. Die Vögel sind vor uns wahrscheinlich ebenso erschrocken, wie wir vor ihnen.

Endlich sind in der Ferne wieder einige Lichter auszumachen und darüber ein breites Plateau. Die Straße führt direkt dorthin. Masada! Im Haus, zu dem die Lichter gehören, wird ein Bewohner wach, starrt uns verwundert an, gibt uns Wasser uns weist uns den Weg nach oben.

Der Rest ist nur noch eine Kleinigkeit und dann stehen wir endlich oben in Masada, der gewaltigen Festung, die einst die letzte jüdische Bastion gegen die Römer war.

Reste der Felsenfestung Masada in Israel. Quelle: Pixabay

Sieben Jahre lang belagerten sie unter unendlichen Strapazen den Berg, unten am Toten Meer, wo die Hitze unerträglich ist. Als sie es endlich geschafft hatten, eine Rampe weit genug aufzuschütten, um die Festung zu stürmen, fanden sie nur noch Tote. Alle Bewohner Masadas hatten sich gegenseitig und zuletzt selbst getötet, obwohl Wasser und Nahrung noch reichlich vorhanden waren. Sie wollten in Freiheit sterben und nicht als Sklaven Roms enden (der jüdische Historiker Flavius Josephus (ca. 37-100) beschreibt diese dramatischen Ereignisse im „Jüdischen Krieg“).

Heute stehen nur noch Ruinen des Palastes und der Häuser und bilden eine prächtige Kulisse für den Sonnenaufgang, wenn hinter den Bergen, auf der jordanischen Seite, jenseits des Toten Meeres, der Tag beginnt. Ganz langsam verfärbt sich der Himmel, von grau zu blau, bis die ersten Rottöne dazukommen. Und plötzlich der erste Sonnenstrahl! Dann geht es schnell. Die Sonne steigt hoch und es dauert nicht lange, bis uns die Hitze des neuen Tages den Schatten suchen lässt.

… und noch etwas: Weil Massada einen so großen Symbolwert hat, wurden (bis 1991) israelische Soldaten hier oben vereidigt.

In Massada finden auch regelmäßig Konzerte statt.

Tipp: Die 2. Symphonie des (jüdischen) Komponisten Gustav Mahler mit dem international renommierten Israel Philharmonic Orchestra unter Zubin Mehta (live CD; 13.Oktober 1988)

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